Das zweijährige über die Dörfer Memmingen, Illertissen oder Buchbach Tingeln ist vorbei. In genau einer Woche, am 22. Juli startet die Spielvereinigung mit einem Auswärtsspiel bei Werder Bremen II in ihre achte Saison in der 3. Liga. Nach der Rekordmeisterschaft in der Regionalliga Bayern und den erfolgreich bestrittenen Aufstiegsspielen geht es für den Verein mit dem Bob im Wappen wieder deutschlandweit um Punkte. Wir werfen einen Blick auf die kommende Saison.
Unsere Gegner
Die 3. Liga ist eine Mischung aus vielen Traditionsvereinen, Vereinen, die nationale Erfolge vielleicht erst in der Zukunft erzielen werden, und einem Dorfverein (die SG Sonnenhof nennt sich selbst so). Sechs Vereine haben schon in der Bundesliga gespielt, wobei hier der Karlsruher SC raussticht, der sogar Gründungsmitglied ist, und insgesamt 24 Jahre im Oberhaus spielte. Der KSC, der auch international schon für Furore sorgte, wird auch als Topfavorit gehandelt und will die Liga sofort wieder nach oben verlassen.
Insgesamt sieben Vereine entstammen der ehemaligen DDR-Oberliga. Im Schnitt spielten die Vereine dort 33 Spielzeiten und kommen insgesamt auf 236 Jahre Erstklassigkeit. Der ehemalige Europapokalsieger 1. FC Magdeburg konnte in der abgelaufenen Saison im Schnitt über 17.000 Zuschauer begrüßen und lag damit auf Platz eins der Zuschauergunst. Die Magdeburger werden auch als einer der Favoriten gehandelt. Die Spielvereinigung und der 1. FCM treffen zum ersten Mal aufeinander.
Mit weit über 11.000 Zuschauern ist auch der Ex-Bundesligist Hansa Rostock einer der Zuschauermagneten der Liga. Mit Hansa Rostock duellierte sich die Spielvereinigung schon um Punkte in der Bundesliga, der zweiten Bundesliga und der 3. Liga. Rostock ist für die Hachingfans mit fast 800 Kilometern die weiteste Entfernung.
Auch die restlichen Vereine aus der ehemaligen DDR-Oberliga ziehen traditionell viele Zuschauer an. Die Spielvereinigung muss dabei zum ersten Mal im neuen Stadion des FSV Zwickau antreten.
Zum erstmaligen Duell kommt es für die SpVgg, neben dem 1. FC Magdeburg, mit den Sportfreunden Lotte. Die Mannschaft stieg vor einem Jahr erstmalig in die 3. Liga auf und konnte die Klasse frühzeitig halten.
Die kürzeste Fahrtstrecke für die Spielvereinigung, mit etwas mehr als 200 Kilometern, ist das Auswärtsspiel beim VfR Aalen. Im Schnitt legen die Fans der Spielvereinigung pro Spiel fast 500 Kilometer zurück. Nur die Fans von Hansa Rostock müssen noch weitere Wege zurücklegen.
Die Hachinger Mannschaft
Die SpVgg geht fast unverändert in die neue Saison. Zwei externen Neuzugängen, Angreifer Stefan Schimmer und Abwehrspieler Thomas Hagn, steht ein nennenswerter Abgang gegenüber. Publikumsliebling Markus Einsiedler konzentriert sich auf seine berufliche Laufbahn und kehrt zu seinem Heimatverein 1860 Rosenheim zurück.
Der 22jährige Hagn schnürte schon vor dem Abstieg der SpVgg aus der 3. Liga seine Fußballschuhe für die Spielvereinigung. In den vergangenen beiden Jahren lief er 38 Mal für die Reserve des VfB Stuttgart auf. Hagn hat in den beiden Jahren beim VfB deutlich zugelegt und dürfte dem Verein sofort helfen können.
Stefan Schimmer kommt vom Regionalligisten Memmingen an den Sportpark und soll Hain im Sturm unterstützen. Der 23jährige traf in der abgelaufenen Saison insgesamt 26 Mal ins Schwarze. Ob die neue Nummer 11 eine echt Verstärkung sein kann wird sich zeigen. Vor zwei Jahren spielte Schimmer noch in der Landesliga und dürfte einiges an Eingewöhnungszeit benötigen, körperlich wie mental.
Die einzelnen Mannschaftsteile:
Tor:
In unseren Augen der einzige Schwachpunkt der Mannschaft. Da Stefan „Kiwi“ Marinovic den Verein verlassen, muss man einen erfahrenen Torhüter verpflichten. Müller zeigte in den vergangen Spielzeiten immer wieder Schwächen und Nico Mantel ist gerade einmal 17 Jahre alt.
Abwehr:
Rückkehrer Hagn könnte einen Platz sicher haben, da Dombrowka auch rechts aufgestellt werden kann. Die Innenverteidigung ist gleich mehrfach besetzt. Nico fühlt sich in der Abwehr sichtbar wohler als im Mittelfeld, hier kommt seine Erfahrung noch mehr zum Tragen. Aber auch Winkler und Bauer können ohne Bedenken aufgestellt werden. Welzmüller, der scheinbar noch immer nicht zu 100% fit ist, gehört auch zu den Leistungsträgern. Entwickelt sich Tim Schels so weiter, dann wird der erst 18jährige auch immer wieder auflaufen.
Mittelfeld:
Stahl dürfte mit seiner geballten Erfahrung gesetzt sein. Auch Sascha Bigalke wird einen Stammplatz haben, denn er bildet zusammen mit Hain einfach ein kongeniales Duo. Müller, Steinherr, Piller, Orestis und Taffertshofer kämpfen um die weiteren Plätze. Luca Marseiler wird noch lange ausfallen und es dann wahrscheinlich sehr schwer haben. Ähnlich wie in der Abwehr hat Claus Schromm im Mittelfeld die Qual der Wahl.
Sturm:
Insgesamt 95 Treffer erzielte die SpVgg in der Regionalligasaison. Das dies in der 3. Liga nicht mehr so einfach laufen wird dürfte, jedem klar sein. Trotzdem wird Stephan Hain bestimmt auch in dieser Liga seine Tore machen, denn der ehemalige Bundesligastürmer verfügt über einen unglaublichen Torhunger und fühlt sich in Unterhaching sichtlich wohl. Stefan Schimmer wird dem Team helfen, aber er wird Zeit brauchen. Auch ein Vitalij Lux ist als Joker immer für ein Tor gut. Zusammen mit den vielen schnellen offensiven Mittelfeldspielern wird Haching auch eine Liga weiter oben ausreichend Torgefahr haben.
Fazit:
Claus Schromm hat in den vergangenen beiden Spielzeiten eine ausgeglichene Mannschaft zusammengestellt. Die Spieler harmonieren und sogar der ruhige Stephan Hain war mit den anderen zur Aufstiegssause auf Mallorca. Bleiben alle Spieler gesund, dürfte sich der ein oder andere auf der Bank wiederfinden, der damit nicht gerechnet hatte. Denn auch die aufrückenden Jugendspieler verstärken die Mannschaft weiter und werden zu ihren Einsatzzeiten kommen. Die einzige Schwachstelle könnte die Torhüterposition sein, wenn Marinovic den Verein verlässt.
Medienpräsenz
In der Regionalliga Bayern musste man sich mit kurzen Berichten, die oft nicht mehr die Tore zeigten, zufrieden geben. Auch die Qualität der Bilder sowie Kommentatoren und Moderatoren war im BFV-TV Magazin nicht immer den Ansprüchen der Fans gewachsen.
In der 3. Liga weht medial ein ganz anderer Wind. Die Deutsche Telekom wird ab dieser Saison alle Spiele live übertragen. Dazu gibt es eine Vor- und Nachberichterstattung sowie etwa fünf Minütige Zusammenfassungen. Den ersten Spieltag überträgt die Telekom für alle Fans komplett kostenlos! Durch den neuen TV-Vertrag werden sicherlich weniger Spiele in den so genannten dritten Programmen der ARD live gezeigt werden. Die Preise der Telekom liegen zwischen 9,90 € / Monat für das Jahresabo und 14,90 € im Monatsabo. Kunden der Telekom, welche Entertain TV haben, erhalten die 3. Liga sogar kostenfrei.
Zudem berichten die bekannten Magazine wie der Kicker wieder deutlich ausführlicher und auch die Münchner Zeitungen werden hoffentlich die Berichterstattung für die SpVgg der Liga anpassen.
Kurioses
Die bekannte Kölner a cappella Band Wise Guys besingt in ihrem 2001 veröffentlichten Song „Das Leben ist zu kurz“ die Partie Unterhaching gegen Meppen. Nach fast 20 Jahren heißt es endlich wieder: Das Leben ist zu kurz für Unterhaching gegen Meppen.
Änderung 19.07.17: Stefan Marinovic hat den Verein verlassen, wir haben dementsprechend den Artikel abgeändert.