Kommentar zum Börsengang: Mutig andere Wege gehen

ÜBER Haching wurde ins Leben gerufen, als die Spielvereinigung gerade in die vierte Liga abgestiegen war. Damals war ich mir nicht sicher, ob wir jemals wieder aufsteigen werden. Unser Verein ist so einmalig und ich wollte sein Erbe unbedingt erhalten und gründete deshalb diesen Blog und sein Archiv. Vier Jahre später kann man sagen, es kam zum Glück anders. Dieser Tage steht der Verein wieder in den Schlagzeilen, aber nicht wegen sportlichen Belangen, sondern wegen dem bevorstehenden Börsengang. Moment, Börse, die Spielvereinigung?

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Mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die der größte Sport-Fachverband der Welt in der 3. Liga bereitstellt, ist ein langfristiges Überleben in der Liga nicht möglich. Seit Jahren erwirtschaftet die SpVgg ein jährliches Defizit und stand mehr als einmal vor der Zahlungsunfähigkeit. Was also spricht dagegen, neue Geldquellen zu erschließen? Wer im Haifischbecken Profifußball überleben will, benötigt Geld, um Spieler und Mitarbeiter zu bezahlen sowie die infrastrukturellen Rahmenbedingungen zu schaffen und zu erhalten. Was also wären die Alternativen zu einem Börsengang? Die SpVgg hat keinen Gründer eines Softwaregiganten als Fan. Es gibt auch keinen russischen Onkel, der den Verein als Spielzeug benutzt und gefühlt mehr Prozesse mit ehemaligen Angestellten führt, als der Verein Punkte in der Rückrunde erspielte. Auch steht hinter dem Verein kein Weltkonzern, der am Jahresende einfach alle wirtschaftlichen Defizite ausgleicht, egal wie hoch sie sind.

In aller erster Linie wurde im vergangenen Dezember der wirtschaftliche Gesamtbetrieb der Spielvereinigung ausgegliedert, um im Falle einer Zahlungsunfähigkeit den eingetragenen Verein erhalten zu können. Deshalb blieben auch die Markenrechte und das Erbbaurecht im Verein. Zudem wurden die Wirtschaftsformen so gewählt, dass der Verein und seine Mitglieder weiter das Sagen haben. Alleinige persönlich haftende Gesellschafterin („Komplementär“) der Spielvereinigung Unterhaching Fußball GmbH & Co. KGaA ist die Haching Verwaltungs GmbH. Sie trifft alle wesentlichen Entscheidungen, stellt den Geschäftsführer und befindet sich zu 100 Prozent im Eigentum des Vereins. Es wird also keinen über Facebook kommunizierenden Investor geben, der seinen Verein aus purer Lust in die vierte Liga absteigen lässt.

Mir nötigt es höchsten Respekt ab, wie das Präsidium um Manfred Schwabl handelt. Es wird nicht gemeckert, sondern es werden neue und andere Wege bestritten, wirken sie auf den ersten Blick auch noch so kurios. Dass die Idee des Börsengangs nicht so verrückt sein kann, zeigen die Zahlen. Bereits über vier Millionen wurden eingenommen, der Abschluss von zwei weiteren steht laut Schwabl kurz bevor. Sollte der Börsengang sich irgendwann als Fehler herausstellen, dann hat man eine unkonventionelle Idee gehabt und es versucht. Das ist mir deutlich lieber, als dauernd über eine vermeintliche Ungerechtigkeit zu jammern.

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