Es ist nicht so, dass man in Unterhaching seine Großeltern nach der letzten Teilnahme im DFB-Pokal fragen muss, aber zwischen dem letzten Spiel, der 0:4-Niederlage gegen den 1. FC Heidenheim 2017 und der Partie am Sonntag gegen den FC Augsburg liegen mehr als 6 Jahre!
2192 Tage ohne DFB-Pokal!
Fünf Spielzeiten konnte man sich in der Vorstadt nicht mehr für die erste Hauptrunde qualifizieren. Auch für die aktuelle Spielrunde gelang die Qualifikation nur durch die Meisterschaft in der Regionalliga Bayern. Die Qualifikation über den bayerischen Toto-Pokal gelang den Rot-Blauen zuletzt 2016, als man zwar das Finale mit 2:6 gegen die Würzburger Kickers verlor, das Startrecht aber trotzdem erhielt, da sich die Kickers ihre Teilnahme bereits über den Aufstieg in die 2. Bundesliga gesichert hatten.
Ähnlich wie die Aufstiegsregelung zur 3. Liga, müsste auch der DFB-Pokal dringend einer Reform unterzogen werden. Nimmt man die aktuelle Statistik des DFB als Grundlage, müssten dem BFV aufgrund seiner 4468 Vereine eigentlich mindestens vier, statt der aktuellen zwei Startplätze zustehen. 2234 Vereine teilen sich in Bayern einen Startplatz, wohingegen es in Bremen nur 88 Mannschaften sind.
65 Jahre Anlauf bis zur ersten Teilnahme.
Da es aber in diesem Verband ohnehin keine Reformen geben wird, beschäftigen wir uns lieber mit der Pokalgeschichte der Rot-Blauen. Die Partie gegen den FCA wird das 44. Spiel der Spielvereinigung in diesem Wettbewerb sein. 65 Jahre benötigten die Rot-Blauen, bis sie sich 1990 erstmals für den nationalen Pokalwettbewerb zu qualifizieren. Der Bayernligist, der damals von Jürgen Sundermann trainiert wurde, musste sich allerdings in der ersten Runde gegen den damaligen Zweitligisten FC Schalke 04 mit 0:1 geschlagen geben. Wie viele Zeitzeugen der Partie im August 1990 in der Grünauer Allee wirklich beiwohnten, bleibt ein Kuriosum. 1800 Zuschauer sind es beim Münchner Merkur, 2500 im Kicker Sportmagazin und sogar 4000 in der Süddeutschen Zeitung.
Bereits sechs Achtelfinalteilnahmen
Offiziell konnte man sich bisher 13 Mal für die zweite Runde qualifizieren. Hierfür musste man allerdings lediglich 12 Erstrundenpartien erfolgreich bestreiten. In der Spielzeit 1993/94 zogen die Rot-Blauen durch ein Freilos direkt in die 2. Runde ein.
Erstmals 1995, aber bereits sechsmal, zogen die Vorstädter in das Achtelfinale ein. Nach Siegen bei Werder Bremen II (2:0) sowie der SpVg Beckum (3:2) stoppte der spätere Finalist Karlsruher SC die Köstner-Elf durch einen 3:2-Sieg.
Die erste Sensation
Auch in der folgenden Spielzeit 1996/97 erreichte man erneut das Achtelfinale. Dabei feierte man auch die erste größere Sensation, als man in der 2. Runde beim klassenhöheren Bundesligisten Arminia Bielefeld mit 1:0 gewinnen konnte. Das Aus gab es im Achtelfinale durch ein 0:1 beim FC St. Pauli.
Einzug ins Viertelfinale als Regionalligist
Der bisher größte Erfolg in der Pokalgeschichte der Spielvereinigung wird auch immer mit dem Namen Wolfgang Frank verbunden sein. Der leider viel zu früh verstorbene Trainer führte die Rot-Blauen in der Saison 2002/03 nicht nur zurück in die 2. Bundesliga, er drang mit seiner Mannschaft auch bis ins Viertelfinale vor. Auf dem Weg dorthin schaltete der spätere Regionalligameister die Zweitligisten 1. FSV Mainz 05 (5:3 n.E.) und Union Berlin (1:0) sowie den Bundesligisten Hansa Rostock (3:2) aus. Im Viertelfinale kam es dann, zweieinhalb Jahre nach dem historischen Bundesligafinale der Saison 1999/2000, erneut zu einem entscheidenden Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen.
Bis heute ist es kaum zu begreifen, unter welchen Begleitumständen dieses Spiel am 5. Februar 2003 ausgetragen wurde. Zum einen fand die Partie fast einen Monat vor dem regulären Rückrundenstart der Regionalliga statt, was dem bereits im Spielbetrieb befindlichem Bundesligisten einen klaren Vorteil verschaffte. Zum anderen war das Spielfeld im Sportpark schneebedeckt. Vielleicht aber waren es gerade die besonderen Rahmenbedingungen, die dem Underdog halfen, zweimal die Führung der Werkself auszugleichen und, mit dem 2:2 nach 120 Minuten, die Gäste ins Elfmeterschießen zu zwingen. Nach jeweils vier erfolgreichen Schützen parierte Torhüter Jörg Butt zuerst den Elfmeter von Darlington Omodiagbe und versenkte im Anschluss den fünften Elfmeter der Leverkusener.
Die Angst vor dem Elfmeterschießen
Sieben Pokalpartien gingen bisher in die Nachspielzeit, darunter auch das bittere 1:2 gegen den TSV 1860 München im Jahr 2000, als die Löwen ihre Tore in der 89. und 119. Minute erzielten. In fünf Partien schaffte es die Spielvereinigung, dass die Entscheidung vom Punkt gesucht werden musste. Alle Gegner spielten dabei mindestens eine Liga über den Rot-Blauen. Die bittere Bilanz allerdings: nur ein Sieg aus fünf Partien. Den einzigen Erfolg gab es, wie oben bereits erwähnt, gegen den 1. FSV Mainz 05, der 2002 bezwungen werden konnte. Das bis dato letzte Elfmeterschießen fand auch gegen Mainz 05 statt. Nach einem spektakulären 3:3 nach 120 Minuten, setzte sich der Bundesligist allerdings vom Punkt aus durch.
Der Gegner am Sonntag
Die Partie am Sonntag wird das 27. Pflichtspiel zwischen den beiden Vereinen, ist aber die erste Partie in einem Pokalwettbewerb. Die letzte Begegnung gegen den FC Augsburg datiert aus dem Jahr 2007 und liegt mittlerweile schon 16 Jahre zurück. In der 2. Bundesliga gab es damals eine 1:2-Niederlage bei den Fuggerstädtern, wobei alle Treffer innerhalb von 9 Minuten fielen. Zuerst brachte Lawarée den Gastgeber in Führung (27. Minute), ehe Robert Lechleiter in der 32. Minute zum 1:1 ausgleichen konnte. Den Augsburger Siegtreffer vor 10.400 Zuschauern in der Rosenau erzielte Hdiouad (36.).
Von den bisher 26 ausgetragenen Partien konnten die Rot-Blauen 11 gewinnen, mussten 8 Mal als Verlierer vom Platz und sieben Partien endeten Unentschieden.